Kapitel 2: Spiel und Sportverein Irlich, 1910 – 1945

Einleitung

In Kapitel zwei widme ich mich dem Spiel und Sportverein Irlich. Es ist das Jahr 1910. Kaiser Wilhelm II regiert in Deutschland. Albrecht Kossel bekommt den Nobelpreis in Medizin und Otto Wallach den in Chemie. Zar Nikolaus II trifft mit Deutschland ein Übereinkommen, dass sich beide Mächte feindlicher Bündnispolitik enthalten. Massenett schreibt die Oper „Don Quichotte“ und am Himmel zeigt sich der „Halleysche Komet“. In Irlich hatte man gerade die Hochwasserkatastrophe aus dem Vorjahr überwunden, und in der Kirchstrasse (heutige Apostelstraße) wurde die neue Schule gebaut. Und überall in Deutschland sieht man die Jugend auf den Feldern Fußballspielen.

Spiel und Sportverein Irlich (1910 bis 1945)

Auch in unserer Gemeinde wurde dieses Spiel, das vornehmlich Kaufleute von den britischen Inseln mit herüber gebracht hatten, mit großer Begeisterung ausgetragen. Dies war auch der Grund für einige Jugendliche in Irlich einen zweiten Sportverein zu gründen. So traf man sich eines Abends, da Jugendlichen unter Sechszehn der Besuch von Gaststätten verboten war, in „Pleitgens Scheuer“ (heutige kleine Fischergasse) und gründete den Spiel und Sportverein Irlich. Als ersten Vorsitzenden hatte die Versammlung Gotthard Booz (1910 – 1916 und 1919 bis 1926) gewählt der 1916 bis 1919 von Engelbert Meffert abgelöst wurde.

Doch wie bei allem waren Startschwierigkeiten vorprogrammiert. Jedoch waren die allesamt vergessen als Willi Weber, als Spielführer 1911 zum ersten Mal eine Mannschaft des Spiel und Sportverein Irlich auf Sportgelände im Kirchgraben, (oder auf die Rheinwiesen) führte. Man muss sich das jedoch anders vorstellen wie heute. Damals wurde bei jedem Spiel, von den Aktiven selbst, die Tore durch den Ort getragen und auch auf und nach der Begegnung wieder abgetragen, damit diese nicht von Fußballgegnern zerstört wurden.

Die Mannschaft der zwanziger Jahre
Die Mannschaft der zwanziger Jahre

In den ersten Jahren nahm die Sp.V.Sp. Irlich an keinem geregelten Spielbetrieb teil. Dies änderte sich erst 1919. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Spiel von der Insel bereits seinen Siegeszug durch das Reich angetreten und man sah die Jugend dem runden Spielgerät nachjagen. So blieben die ersten Erfolge auch nicht aus. Renommierte Vereine wurden in den ersten Nachkriegsjahren geschlagen (3:2 gegen den BSV Andernach, 3:1 gegen Fortuna Segendorf oder 4:2 gegen den FV Leutesdorf). Doch nur Freundschaftsspiele auszutragen reizte die Jugendlichen nicht mehr und 1919 trat der Sp.Sp.V. dem Westdeutscher Spielverband bei und nahm dadurch am geregelten Spielbetrieb teil. Und gleich in den ersten Spieljahren sorgte der Club vom Rhein-Wied Eck für Aufsehen. 1920 Meister der C-Klasse, 1921 Meister der B-Klasse und 1923 Vizemeister der A-Klasse und Aufstieg in die Bezirksliga. Zu diesem Zeitpunkt flößte der Name Irlich bei den gegnerischen Mannschaften einen gehörigen Respekt ein. Allerdings hatte der junge Verein auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Sportplatzfrage war noch immer ungelöst. Neben dem Platz im Kirchgraben wurde auch „Auf dem Molkeisen“ und im „Galgenweg“ um das runde Leder gestritten. So entstand an der Wied, neben dem heutigen Fahrschulplatz, ein neuer Sportgelände, der auch endlich den Vorschriften des Westdeutschen Verbandes entsprach. In weiterer Vorteil war auch das endlich von den Zuchauern Eintritt kassiert werden konnte und somit im Ort jährliche Kinderbescherungen zu Weihnachten durchgeführt wurden.

Das hier eine spielstarke Mannschaft zuhause war zeigten auch die Freundschaftsspiele in denen sogar Ligamannschaften (damals 1.Liga) geschlagen wurden. Ein 5:2 gegen Fahr-Wollendorf oder 5:1 ein gegen die SpVgg Bendorf legen davon Zeugnis ab. Und auch im regionalen Pokal stand unsere Mannschaft des öfteren auf dem Siegertreppchen. So gewann die Truppe von 1925 bis 1927 gleich dreimal den Wanderpokal des Fürsten zu Wied. Das Spielgelände an der Wied sorgte des öfteren für Probleme. Hochwasser und auch der hohe Verlust an Spielbällen, die in der Wied trotz Kahnwache verloren gingen, sorgten für einen erneuten Umzug.

Dieses Probleme waren aber 1931, mit dem Umzug auf den Ackerpfad, passe. Somit hatte der Spiel-und Sportverein bereits vor 75 Jahren seine heutige Heimat gefunden.

Das die Erfolge beeindrucken zeigten auch die steigenden Mitgliederzahlen. Mittlerweile konnte in Irlich sogar eine zweite und dritte Mannschaft gemeldet werden. Darüber hinaus nahmen auch noch drei Jugendmannschaften am Spielbetrieb teil. Vorsitzender war 1926 mittlerweile Peter Markus Hausschild geworden der allerdings noch im gleichen Jahr von Johann Reiz und dieser von Bernhard Baldus abgelöst wurde.

Das Team kurz vorm Krieg.
Hinten v.l.n.r.: Theo Dum, Christian Heinemann, Hermann Brecht, Heinrich Esch, Norbert Weber, Karl Konz, Erwin Konz, Hans Bretz
Kniend v.l.n.r.: Karl Brecht, Franz Willi, Hans Fuchs

Mittlerweile wurde die Mannschaft vom Rhein-Wied Eck auch für überregionale Teams ein interessanter Spielpartner. Mannschaft vom SC Köln-Zollstock (2:0), der SC Köln-Deutz (3:2) oder auch der Sport-Club Mönchengladbach (9:2) standen in Irlich auf dem Platz. Bei letztem lacht das Herz eines jeden Kölners war der Sport-Club Mönchengladbach (zu dieser Zeit war die Schreibweise noch München-Gladbach) doch einer Gründervereine des VfL Borussia M,gladbach. In den folgenden Jahrenflachte die Euphorie um den Irlicher Fußball aber wieder etwas ab. Einzig das Jahr 1938 sorgte nochmals für Unruhe in den Irlicher Sportvereinen. Wie bereits im letzten Kapitel erwähnt wurde der Zusammenschluß der beiden Sportvereine im Ort angewiesen. Kunibert Schreiber und Gotthard Hauschild, der seit 1933 dem Spiel und Sportverein vorstand unterzeichneten die Fusionspapiere. Erster Vorsitzender der TSG Irlich wurde dann 1938 Jakob Roth der auch in den fünfziger Jahren noch mal das Zepter am Rhein-Wied Eck schwenken sollte.Die erste Mannschaft pendelte zunächst zwischen Bezirks-und Kreisliga um dann bis 1942 in der 1.Kreisklasse zu starten. 1944 kam der Spielbetrieb, bedingt durch den totalen Krieg, immer mehr zum erliegen. Entgültig Schluß war dann nach dem 03.November 1944 als Irlich, nach einem Bombenangriff der Allierten zu über 80 Prozent zerstört wurden war und auch keiner mehr an Fussball dachte.

Wie in vielen Gemeinde wurden bereits 1940 viele Männer in den Militärdienst eingezogen. Damit der Fussball nicht zum erliegen kam wurden immer öfter Aktive aus den ersten Jugendmannschaften im Seniorenspielbetrieb eingespannt.. So auch in Irlich wo die TSG bereits zur Saison 1940/41auf dieses Mittel zugreifen mußte um nicht den Spielbetrieb einzustellen.